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Das Vorratslager der Feldmaus in der Holzbeige. |
Übrig blieben nur die Kerne. Diese sind wie bei den anderen Steinobst-Arten sehr hart. Die Schale, welche den Samen umgibt, ist mehrere Millimeter dick. Wer sie knacken möchte, braucht einen Hammer oder eine Feile. Das ist durchaus die Absicht der Pflanze. Denn sie möchte ihre Nachkommen unbedingt vor Fressfeinden schützen. Erst wenn der Kern in der obersten Humusschicht liegt und von genügend Feuchtigkeit und Wärme umgeben ist, wird die Schutzhülle brechen und den Keimling in seinem Innern frei geben.
Die Schale des Kern ist kein Hindernis für die Maus. |
Tiere und Pflanzen sind seit Jahrmillionen mit diesem Spiel um Angriff und Verteidigung beschäftigt. Biologen nennen es «Evolutionäres Wettrüsten». Es gab vermutlich einmal eine Zeit, in der die Samen von Steinobst weicher waren als heute. Die ersten Nager mussten sich anpassen, wenn sie nicht verhungern wollten. Ihre Zähne wurden härter. Jetzt machten die Samen mobil und lagerten ihrerseits mehr Lignin in die Schale der Kerne ein. Nun kamen die Nager wieder mit noch härteren und schärferen Zähnen. Die Verlierer, wie es scheint, sind die Pflanzen.
Wirklich? Nein. Denn statt weiterhin Energie auf immer härtere Schalen zu verwenden, haben die Vertreter des Steinobstes einfach ihre Strategie geändert. Statt ihre Feinde auf Distanz zu halten, liessen sie sich fortan freiwillig von ihnen verschlingen. Dazu umgaben sie ihre Kerne mit einem Mantel aus süssem, weichem Fruchtfleisch.
Nun frassen Wildschweine, Dachse und Vögel die Früchte samt den Kernen. Vom Wettrüsten mit den Mäusen unempfindlich gemacht, überstanden diese die ätzende Magensäure und wurden weit weg von den Mäusen heil wieder ausgeschieden. Jeder Kern war nun auch gleich mit einer Portion Dünger versehen – beste Voraussetzungen für das Wachstum des Keimlings. Dass sich heute die Nager immer noch über die Kerne hermachen ist zwar lästig, doch im Hinblick auf die gesteigerte Mobilität des Steinobstes, durchaus verkraftbar.