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Donnerstag, 23. Mai 2013

Ich bin dann mal ein Strauch


Unter Attacke erwachen die
schlafenden Augen und bilden
neue Quittenbäumchen.
Ein Baum – so definieren die Biologen – ist eine Pflanze, die einen einzigen, verholzten Stamm produziert. Das im Gegensatz zum Strauch, der unmittelbar am Boden oder darunter mehrere kleinere Stämme hervorbringt. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Der Baum beispielsweise fokussiert sein Längenwachstum auf ein einziges Organ. Auf diese Weise erreicht er im Extremfall Höhen bis zu hundert Meter und kann sich so einen Platz an der Sonne sichern.
Sträucher andererseits investieren ihre Energie nicht in die vertikale sondern in die horizontale Dominanz. Sie können in kurzer Zeit mehrere Quadratmeter bedecken und so Baumkeimlingen das Leben schwer machen. Und Sträucher haben noch einen anderen grossen Vorteil. Ihre vielen Stämme sind die perfekte Lebensversicherung gegen Frassinsekten oder andere Schädlinge wie etwa Pilze.
Wenn ein paar Stämmchen kaputt gehen, macht das nichts, denn es gibt ja noch viele und der Strauch produziert zudem ständig noch mehr von ihnen. Diese Überlebensstrategie ist so gut, dass auch Bäume in Notzeiten auf sie zurückgreifen. Das zeigt sich gerade bei meinem Quittenbaum.
Seit Jahren machen ihm die benachbarten Tannen das Licht streitig und Pilze haben seinen alten Stamm befallen und fressen sich langsam durch sein Holz. Um ihr Überleben zu sichern, hat die Quitte auf Strauch-Modus umgestellt. Aus seiner Stammbasis wachsen viele neue kleine Quitten-Bäumchen. Das ist möglich, weil der Baum schon in jungen Jahren, so genannte schlafende Augen angelegt hat. Das sind kleine Bereiche in der Rinde, die aus Stammzellen bestehen. Sie können jahrzehntelang inaktiv sein und in der Not plötzlich zu wachsen beginnen. Die Stammzellen sind in der Lage, eine ganze Pflanze samt Blätter und Wurzeln entstehen zu lassen.
 Das Phänomen erstreckt sich auch auf die Wurzeln, auf denen es ebenfalls schlafende Augen gibt, die jetzt erwachen und mehrere Meter weit von der Mutterpflanze entfernt neue Bäumchen produzieren. Die Idee: Wenn der alte Baum stirbt, übernehmen die jungen das Feld. Dabei nabeln sie ihr eigenes Wurzelsystem vom Altbaum ab und kappen so die Verbindung zu den schädlichen Pilzen.
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