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Mittwoch, 19. September 2012

Landebahn-Befeuerung

Bevor sich die violetten Blüten öffnen, zeigen die
grösseren Scheinblüten nach unten.
Flughäfen machen sich für die anfliegenden Jets durch eine Befeuerung sichtbar. Die Lichter zeigen dem Piloten bei Nacht und Nebel, wo die Piste ist. Bei den Pflanzen gibt es das auch. Dort heissen die Lichter «Blüten». Die grellen Farben zeigen Insekten, wo sich eine Landung lohnt.
Die Samthortensie hat das System der Befeuerung weiter ausgebaut. Da ihre Blüten etwas klein geraten sind, bringt sie zusätzlich einen Kranz weisser Scheinblüten hervor. Dank ihnen ist sie schon von weitem für Hummeln und Bienen sichtbar. Diese «Pflanzenscheinwerfer» sind so stark, dass die Hortensie sehr behutsam mit ihnen umgeht. Keinesfalls dürfen sie eingeschaltet werden, bevor die Blüten sich öffnen. Denn dann würden die Insekten keinen Nektar vorfinden und enttäuscht abschwirren und beim nächsten Mal womöglich auf einen Besuch verzichten.
Erst danach färben sie sich weiss und zeigen gen Himmel.
Die Hortensie verhindert das, indem sie die Scheinblüten erst einmal grün belässt. Auf diese Weise fallen sie nicht so auf. Zudem lässt sie ihre Scheinwerfer nach unten zeigen. Fazit: Die Landebahn ist stockdunkel. Erst zeitgleich mit der Blütenöffnung färben sie sich weiss und strecken sich nach oben. Und es geht noch weiter: Nach dem Abblühen färben sich die Scheinblüten wieder grün und beugen sich abermals nach unten. Der Flughafen ist geschlossen. Das Resultat dieser fein abgestimmten Choreographie ist, dass die Insekten genau wissen, wann sie zur Landung ansetzen müssen.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja supergut erklärt und schäm... Ich hab das wirklich nicht gewusst. Werde mich das nächste Mal auf jeden Fall achten bei den meinigen Hortensien.
    Herzliche Grüsse
    Ida

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