Die Blüten der Japanischen Zierkirsche werden gerade mit Wasser vollgepumpt. Das erklärt ihr rasantes Wachstum. |
Die Lösung für dieses scheinbare Paradox ist genial: Die Bäume haben die gesamte Blütenproduktion bereits im Jahr zuvor abgeschlossen. In den Monaten Juni bis August, wenn die Sonneneinstrahlung am stärksten ist und den Bäumen folglich am meisten Energie zur Verfügung steht, legen sie Miniaturversionen der Blüten an. Diese befinden sich gut geschützt in mehrfach verpackten Containern. Im Volksmund heissen sie Knospen. In ihnen wird die Blüte bis zum Wintereinbruch mit allen Organen vorproduziert. Da gibt es Stempel, Fruchtknoten, Kron- und Deckblätter, alles platzsparend zusammengefaltet und ineinandergeschoben wie in einem IKEA-Möbelbausatz. Selbst die einzelnen Zellen sind auf das kleinst mögliche Mass geschrumpft.
Bei der offenen Blüte hat jede einzelne Zelle ihren maximalen Ausdehnungsgrad erreicht. Da passt kein Wassermolekül mehr rein. |
Um sich vollständig zu entfalten benötigen die Blütenblätter noch mehr Wasser. Für diese hydraulische Höchstleistung muss sich der Baum noch nicht einmal sonderlich anstrengen. Er muss lediglich dafür sorgen, dass die Zuckerkonzentration in den Blütenzellen grösser ist als im umliegenden Gewebe. So entsteht ein osmotischer Sog, der Wassermoleküle anzieht und auf diese Weise die Blüte langsam aufpumpt. Das ist wie wenn man einen nassen und einen trockenen Schwamm aneinanderlegt. Nach einiger Zeit ist auch der trockene Schwamm nass, weil seine Saugkraft das Wasser anzieht.
Letztendlich sind die Zellen prall gefüllt und die Blüten sind offen.
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