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Mittwoch, 28. März 2012

Abführmittel als Knabberschutz

Ein Mitarbeiter der Sukkulentensammlung
erntet die Blätter einer baumbildenden Aloe.

 

Postkarte aus der Sukkulentensammlung Zürich:
Aloe vera kennt heute jeder. Die Pflanze, welche Christoph Kolumbus als «Arzt im Blumentopf» bezeichnete, gibt es in jedem Gartencenter zu kaufen. Weniger bekannt sind ihre vielen Geschwister. Es gibt weltweit 540 Aloe-Arten. Viele von ihnen produzieren chemische Verbindungen, die zu Arzneimittel aufgestiegen sind.
Letzten Sonntag demonstrierten Mitarbeiter der Sukkulentensammlung, wie sich aus einigen dieser Arten ein potentes Abführmittel gewinnen lässt. Aloe ferox etwa produziert in ihrer äusseren Blattschicht einen gelblichen Saft. Abgeschnittene Blätter sondern diesen in grossen Mengen ab. Die Landwirte im Hauptanbaugebiet Südafrika legen sie  kreisförmig um eine Mulde im Boden, die mit einem Plastik ausgelegt ist. Dort sammelt sich der Saft. Die Flüssigkeit wird eingekocht und übrig bleiben feine, braune Kristalle, die an Kandiszucker erinnern. In Tinkturen oder Tabletten verarbeitet, dient diese Substanz noch heute als Abführmittel bei Darmverschluss oder chronischer Verstopfung.
Der gelbe Blattsaft sammelt sich in einer Mulde im Boden.
Doch die Pflanzen produzieren ihren Saft nicht, weil ihnen die Darmgesundheit von uns Menschen am Herzen liegt. Vielmehr haben sie genau das Gegenteil im Sinn. Die Bestandteile des Blattsaftes sind äusserst bitter. Fressfeinden wie Mäusen oder Insekten sagt das: «Halt, ich bin ungeniessbar!» Wer diese Warnung nicht ernst nimmt und trotzdem reinhaut, bezahlt dafür mit einer Durchfallattacke.

Montag, 19. März 2012

Antidepressivum

Vier Zutaten machen ein köstliches Bärlauch-Pesto.

   

Oh ja, der Winter war wieder mal ein richtiger Ablöscher. Doch das ist jetzt vorbei. Der Bärlauch schiesst aus dem Boden und nimmt mit seiner grünen Energie dem Garten sein depressives Gebaren. Am heilsamsten ist es, sich das Wildgemüse gleich zu verinnerlichen. Zum Beispiel mit Bärlauch-Pesto. Für alle, deren Knochen und Gehirnwindungen noch nicht aufgetaut genug sind, um sich an ein solch komplexes Rezept zu wagen, gibt es hier die einfachste aller Varianten.


Die fertige Paste in Gläser abfüllen.
Zutaten:
1 Schüssel Bärlauchblätter (möglichst jung)
Olivenöl
Salz
1 Pack gehackte Mandeln

Zubereitung:
1. Bärlauch waschen
2. Blätter in hohes Stabmixergefäss geben (nicht alle auf einmal)
3. 1 dl Olivenöl zugeben
4. Mit Stabmixer alles zu einem Brei rühren.
5. 1 TL Salz zufügen
6. Mandeln zufügen und alles gründlich mixen
7. Je nach Geschmack mehr Salz, Olivenöl oder Mandeln zugeben

Fertig!

Tipp 1:
Konfitüregläser bei 80 Grad im Ofen für eine halbe Stunde sterilisieren und danach Pesto abfüllen. Im Tiefkühler lagern.

Tipp 2:
Beim Rezept die Mandeln weg lassen und nur das Bärlauch-Öl-Salz-Gemisch in Gläser abfüllen. Es kann als Basis für Salatsaucen, Kräuterquark, Frischkäse oder in Hamburgern verwendet werden.

Tipp 3:
Nie Bärlauch vor einem wichtigen Meeting oder einem Rendezvous essen.

Freitag, 9. März 2012

Vom Nachschub abgeschnitten

Nicht abgefroren, sondern abgetrocknet.
Landauf landab sehen die Kirschlorbeerhecken ziemlich hässlich aus. Viele der Blätter haben sich braun verfärbt und hängen jetzt als dürres Laub hartnäckig an den Büschen. Der Fall scheint klar: die enorme Kälte dieses Winters hat den Blättern den Rest gegeben. Sie sind erfroren.
Aber die Geschichte ist nicht so einfach. Die Kälte hat zwar etwas mit dem Absterben der Blätter zu tun, aber erfroren ist das Laub nicht. Wie keine andere Pflanze versteht es der Kirschlorbeer seine Blätter vor tiefen Temperaturen zu schützen. Dazu pumpt er sie mit verschiedenen Zuckern voll. Sie wirken wie ein Frostschutzmittel und verhindern, dass sich in den Zellen spitze Eiskristalle bilden und diese von innen aufschlitzen.
Das funktioniert auch bei sehr grosser Kälte. Mit solchen Extremen fertig zu werden, ist ein Leichtes für den Kirschlorbeer. Er versagt jedoch dann, wenn er von zwei Extremen gleichzeitig herausgefordert wird. Das war offenbar der Fall.
Die Sonne schien während des Kälteeinbruchs ziemlich oft. Die Strahlen wärmten die Blätter auf und aktivierten sie. Die unzähligen Spaltöffnungen, eine Art winzige Atemlöcher, öffneten sich und durch sie verdunstete Wasser aus den Blättern. Dieser Prozess ist in der warmen Jahreszeit lebenswichtig für jedes Gewächs. Die Verdunstung führt in den Blättern zu einem Unterdruck. Dieses Vakuum zieht neues Wasser aus den Wurzeln samt den darin gelösten Nährstoffen nach oben. Auf diese Weise ernähren sich Pflanzen.
Der Kirschlorbeer ist ein ziemlich guter Verdunster. Er gibt pro Stunde einen Deziliter Wasser an die Luft ab und genausoviel fliesst durch die Wurzeln wieder nach. Wenn aber der Boden beinhart gefroren ist, bricht der Nachschub zusammen. Doch das Wissen die Blätter in der warmen Wintersonne natürlich nicht. Sie tun, was sie immer tun und unterschreiben so ihr eigenes Todesurteil. Da kein neues Wasser von unten nachkommt, sterben die ausgetrockneten Blätter schliesslich ab. Darum hat nicht die Kälte sie getötet, sondern der Flüssigkeitsmangel.
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