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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Die Ödipus-Wespe

Dass sich die Mauerbienen so gut eingemauert haben, nützt
ihnen wenig. Die Erzwespe kaut sich einen Weg zu
ihnen durch.
Die besten Geschichten schreibt nicht Shakespeare oder ein Dichter des Alten Griechenlands. Nein, es ist die Natur selbst. Eines dieser wandelnden Dramen ist kürzlich bei meinem Wildbienenghetto aufgetaucht. Es ist die Erzwespe Melittobia acasta. Sie ist nur ein paar Millimeter gross. Gleich mehrere Weibchen haben sich auf den zugemauerten Eingängen zu den Nestern der Roten Mauerbiene versammelt.
Sie haben es auf die Puppen abgesehen, die in den Nestern auf den Frühling warten. So wie es aussieht, werden diese den Frühling jedoch nicht mehr erleben. Die Erzwespen haben extrem starke Mandibeln, mit denen sie sich sogar durch Plastik nagen können. Es wird ein leichtes für sie sein, einen Gang durch das Mauerwerk zu fressen und an die Puppen zu gelangen.
Dort angekommen werden sie mit ihrem Stachel ihr Opfer punktieren. Am austretenden Blut laben sie sich. So gestärkt, beginnen sie nun mit dem Legen der Eier. Diese sind äusserst klebrig und bleiben auf der Puppe wie feuchte Bonbons haften.
Ausserdem sind die Eier alle unbefruchtet. Das heisst, aus ihnen schlüpfen ausschliesslich männliche Larven. Sie ernähren sich von der Puppe bis sie ausgewachsen sind und sich selbst in einen Kokon hüllen. Während der ganzen Zeit wacht die Mutter neben ihrer Brut. Sobald die fertigen Männchen aus ihren Kokons schlüpfen, tragen sie erbitterte Kämpfe untereinander aus. Um wen wird hier gestritten? Um die Mutter. Denn der stärkste ihrer Söhne darf sich mit ihr paaren.
Nun besitzt sie einen der begehrtesten Stoffe in der Natur: Sperma. Mit ihm kann sie nun endlich befruchtete Eier legen. Aus ihnen schlüpfen ausschliesslich Weibchen. Sie krabbeln wieder ans Tageslicht und schwärmen aus auf der Suche nach einem neuen Opfer.

2 Kommentare:

  1. oh die Natur schreibte ja wahre Dramen und Horrorgeschichten. Klingt wirklich gruselig, obwohl so normal.
    Wie kann man denn Bienen am besten in den eigenen Garten locken und sie zum Bau eines Nestes motivieren? Ich habe bislang nur Wespennester bei mir gefunden.

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  2. Hallo Ina
    Die beiden Zauberwörter heissen Nahrung und Behausung. Wenn es in deinem Garten beides gibt, dann kommen die Bienen. Nahrung sind etwa Blumen und blühende Sträucher (Efeu z.B. ist grossartig). Als Behausung benötigen viele Wildbienen hohle Stängel. Ein Asthaufen ist darum immer gut im Garten. Oder probier das mal aus: http://www.wildergarten.ch/2011/04/wildbienenghetto.html
    Gruss
    Atlant

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