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Samstag, 16. Juli 2011

Die Wucher-Erbse

Die Robinie in meinem Garten ist in
50 Jahren zu einem riesigen Baum
gewachsen.
Manche Pflanzen haben nur eine oder zwei besondere Fähigkeiten, die sie dazu prädestinieren, eine invasive Art zu werden. Es gibt aber auch solche, die mit so vielen verschiedenen Gaben ausgestattet sind, dass sie die Bezeichnung super-invasive Art verdienen. Eine davon ist die Robinie.
Ihre ersten Samen kamen 1601 per Post von Nordamerika an einen botanischen Garten in Frankreich. Seither hat sich die Pflanze wegen ihres schnellen Wuchses und ihren duftenden, üppigen Blüten zu einem Liebling von Landschaftsgestaltern und Gärtnern entwickelt – und zu einem Alptraum für die Natur. Die Robinie ist eine so genannten Pionierpflanze. Das heisst, wo immer es einen Waldbrand gibt, einen Erdrutsch oder ein Sturm, der den ursprünglichen Wald flach legt, fasst die Robinie Fuss und wächst wie der Teufel.
Der Baum wird in wenigen Jahren zwanzig Meter hoch. Noch bevor er selbst Samen produziert, vermehrt er sich über Wurzelausläufer. Allenthalben um den Mutterbaum herum schiessen kleine Bäumchen hoch und verwandeln die Landschaft in ein Robiniendickicht. Andere Pflanzen müssen sich für etwas Sonnenlicht erst einmal hinten anstellen.
Die Wurzeln sind überhaupt die Hauptursache für ihren Erfolg. Sie gräbt sie tief hinunter ins Erdreich in Schichten, wo es auch in trockenen Gebieten immer Wasser gibt. Diese Pflanze kennt keinen Durst. Und keinen Hunger. Die Robinie gehört zu den Schmetterlingsblütlern und ist damit nahe verwandt mit der Erbse. Genau wie bei ihr hausen auf ihren Wurzeln Knöllchenbakterien, die den Luftstickstoff binden und ihn der Pflanze zur Verfügung stellen. Dünger braucht die Robinie keinen, denn sie stellt ihn gleich selbst her. Dazu kommt, dass der ganze Baum äusserst giftig ist. Das schützt ihn vor Pilzbefall und Insektenfrass. Er hat somit keine natürlichen Feinde.
Ihr einziger Schwachpunkt ist ihre grosse Abhängigkeit vom Licht. Ihre Samen keimen nur auf offenem Gelände. In einem Wald haben sie keine Chance. Zudem ist ihre Lebenszeit auf mickrige 200 Jahre beschränkt. Wenn auch das nur ein kleiner Trost ist, denn in dieser Zeit hat eine einzige Pflanze längst einen ganzen Wald hervorgebracht.

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