Das Leben der Blattläuse in meinem Garten gibt es jetzt als Comic. Hier bestellen.

Montag, 14. März 2011

Stahlbetonverdauer

Ein Baumstumpf, den wir kürzlich
abgesagt haben. Die Verdauungs-
tätigkeit der Pilze hat schon zwei
Drittel des Stammes zerfressen.
Stahlbeton. Das ist der Stoff, aus dem die Träume jedes Architekten sind. Dank ihm haben sich unsere Gebäude vom Boden verabschiedet und sind in unvorstellbare Höhen gewachsen. Eine ähnliche Revolution gab es einst bei den Pflanzen. Dank der Erfindung des Holzes waren Bäume von mehreren Metern Höhe überhaupt erst möglich. Ein Hauptbestandteil von Holz ist das so genannte «Lignin». Diese Substanz besitzt einen hohen Kohlestoffgehalt und eine hohe Dichte. Es umgibt jede einzelne Zelle wie ein Gehäuse aus Beton und bewahrt sie so davor, unter den vielen Tonnen Gewicht eines Baumes zu kollabieren.
Jetzt ist klar, warum wir Menschen uns nicht von Holz ernähren. Es wäre dank des Lignins zwar sehr energiereich, aber zugleich ist es für unseren Magen komplett unverdaulich. Es gibt jedoch viele Lebewesen, die kein Problem damit haben. Pilze waren wohl die ersten, die dem Lignin mit Erfolg zu Leibe rückten. Dazu benötigen sie weder gute Zähne noch einen mit Säure gefüllten Magen.
Stattdessen vertrauen sie ganz auf die Kraft der Laccasen, das sind Enzyme, die das Lignin zersetzen. Die Pilze geben es einfach in die Umgebung ab und warten, bis es seine Arbeit getan hat. Danach machen sie sich über das nicht mehr ganz so harte Holz her.  
Die vom Kräuterseitling durchwachsenen Reiskörner...
Laccasen sind so mächtige chemische Verbindungen, dass die Forschung nun daran arbeitet, sie für die Papierindustrie oder die Abwasseraufbereitung nutzbar zu machen. Das ist allerdings nicht so einfach, denn bislang ist es nicht möglich, Laccasen in grossen Mengen herzustellen. Die Pilze gehen offenbar selber so haushälterisch mit dem Stoff um, dass sie sich nur schwer dazu bewegen lassen, mehr als nötig davon auszuscheiden.
... kommen in den Plasticsack mit den
abgekochten Holzdübeln.

Hier der zweite Teil der Anleitung zur Pilzzucht (erster Teil / dritter Teil):
1. Im Baumarkt eine Packung Hartholzdübel kaufen und in eine Schüssel mit Wasser geben. Über Nacht stehen lassen.
2. Die gewässerten Dübel in einer Pfanne eine halbe Stunde abkochen, damit fremde Pilzkeime abgetötet werden.
3. Dübel mit kaltem Wasser spülen und dann auf einem Tuch etwas abtrocknen lassen.
4. Je die Hälfte der Dübel in zwei Plasticsäcke füllen und ein paar der pilzüberwucherten Reiskörner dazugeben.
5. Die Öffnung der Plastiksäcke umschlagen (damit die Luft noch zirkulieren kann) und im Keller auf einem Gestell lagern. In den nächsten Wochen wird der Pilz die Dübel komplett überwuchern.
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...