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Freitag, 3. Dezember 2010

Randständig

Der Rand zwischen Sein und Nichtsein.
Der erste Schnee ist für die Tiere und Pflanzen im Garten eine Naturkatastrophe. Schnee ist kalt und er verdunkelt, was unter ihm begraben wird. Ein Alptraum für die meisten Lebewesen. Dennoch gibt es einen Schimmer Hoffnung. Es ist der Rand. Jede Katastrophe hat einen Rand, eine Zone, in der die Auswirkungen nicht so schlimm sind. Dort kann sich das Leben immer noch entfalten, dort muss es nicht darben.
Der Rand in meinem Garten ist nicht schön rund, wie etwa der eines Tellers. Vielmehr ist er verschlungen, taucht auf und wieder ab. Ich finde ihn beispielsweise an der Hauswand. Sie ist durch den Dachvorsprung geschützt und darum fällt dort niemals Schnee. Im Sommer ist der Ort zwar etwas trocken, doch jetzt im Winter zeigt sich sein Vorteil. Die Pflanzen bleiben schneefrei und können noch in bescheidenem Mass Photosynthese betreiben.
Das Frühbeet bietet dieser jungen
Königskerze Schutz. Die Karotten
müssen leiden.
Ganz viele kleine Ränder gibt es um und in Bäumen. Das Moss auf der Unterseite von Ästen etwa ist vom Schnee geschützt. Auch es kommt dank diesem Rand selbst im Winter in den Genuss der Sonne. Das gleiche bei der Holzbeige. Ihre senkrechte Stirnseite erlaubt es den Schneeflocken nicht, sich festzusetzen. Nun zahlt es sich für die Erdbeere aus, dass sie sich während des Sommers auf ein karges Leben zwischen zwei Holzscheiten eingestellt hat. Ihre Kolleginnen liegen jetzt unter knöcheltiefem Schnee begraben und sie geniesst ihren Platz am Licht – am Rande der Naturkatastrophe.
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