An seiner Unterseite entlässt jeder Farnwedel Milliarden von Sporen. |
Aber beginnen wir weiter oben: Der Wurmfarn entlässt gerade Milliarden von Sporen. Ich kann sie weder sehen noch riechen, aber nichtsdestotrotz schweben sie durch die Luft. Ich atme sie ein und wieder aus und irgendwann landen sie auf der Erde, auf einem Grashalm oder zwischen dem Unkraut im Steingarten. In der feuchten Geborgenheit der Bodenstreu, so möchte man meinen, keimen die Sporen und wachsen zu neuen Farnpflanzen heran. Weit gefehlt. Farne lieben es kompliziert.
Denn die Sporen sind im Grunde nur halbe Farne. Sie besitzen nur die Hälfte des Erbguts ihrer Mutterpflanze. Darum wächst aus ihnen auch nur ein kümmerliches Pflänzchen. Die Botaniker nennen es einen «Gametophyt». An seiner Unterseite bildet er einerseits Kapseln, die Eizellen enthalten. Andererseits bringt er Auswüchse hervor, aus denen kleine, mit Geisseln bewehrte Spermien strömen. Pflanzliches Sperma. Die kommen freilich nur dann vom Fleck, wenn es draussen sehr nass ist. Also bei Regenwetter etwa. Dann rudern sie auf dem feinen Wasserfilm, der das Leben im Garten bedeckt, zu einem benachbarten Gametophyt und verschmelzen mit dessen Eizellen. Erst aus dieser Befruchtung geht eine neue Farnpflanze mit einem vollständigen Erbgut hervor.
Wer jetzt dessen Eltern sind, ist eine schwierige Frage. Sind es zwei Gametophyten, zwei Sporen oder zwei Farne? Oder ein Farn, aus dem zwei Sporen zu zwei Gametophyten geführt haben und dann... Also: Kopfweh dürft ihr euch das nächste Mal erst erlauben, wenn ihr den Beziehungsstatus «Farn» erreicht habt.
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