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Donnerstag, 5. August 2010

Die zwei Gesetze des Mooses

Moos macht jeden Ast zu einem
immergrünen Garten.
Auf den ersten Blick ist Moos ein evolutionärer Rohrkrepierer. Während andere Pflanzen riesige Blätter, wunderbare Blüte oder süsse Früchte hervorbrachten, ist das Moos einfach nur Moos geblieben. Eintönig, klein und unscheinbar.
Aber auf den zweiten Blick sieht alles ganz anders aus. Da ist das Moos ein evolutionärer Quantensprung, eine gänzlich neue Art von Pflanze. Denn zuvor gab es Grünzeug nur im Wasser in Form von gallertartigem Seetang und schlaffen Algenfäden. Sobald sie von der Brandung ans Land gespült wurden, war ihr Leben verwirkt. Sie trockneten aus und endeten als formlose Haufen.
Moos änderte all das. Indem es Haupttrieb und Blätter versteifte, konnte es an Land sein eigenes Gewicht tragen ohne dabei gleich einzuknicken. Somit war es nicht mehr auf das stützende Korsett aus Wasser angewiesen und konnte fortan wachsen, wo es wollte.
Genügsam wie es ist, wächst es munter in den Ritzen
von Pflastersteinen.
Das tat es auch. Es besiedelte die öde und unwirtliche Steinlandschaft, in welche die Erde vor 400 Millionen Jahren gekleidet war. Das war sein neues Reich. Und alles, wonach es verlangte, war ein bisschen Wasser und Licht. Hier offenbart sich die zweite grosse Errungenschaft des Mooses. Die Sparsamkeit. Es benötigt fast keine Nährstoffe, um zu gedeihen. Deshalb trifft man es auch heute noch an den unmöglichsten Orten an: auf Vogelhäusern, auf Ästen und zwischen den Ritzen von Pflastersteinen.
Der aufrechte Wuchs und die Sparsamkeit sind die beiden Prinzipien, von denen das Überleben aller heutigen Landpflanzen abhängt. Doch erfunden hat sie nicht die Rose oder der Apfelbaum, sondern das kleine, unscheinbare Moos.

1 Kommentar:

  1. Das erinnert mich an das Louis Armstrong: "Go down Moses..."

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