Die Rückseite der Holzbeige. |
Mit den Gärten ist es genau gleich. Hier ein paar Malven, dort eine Reihe Sonnenblumen und da einige Nelken nett zurechtgemacht im Plastiktopf-Korsett. Der Rasen gemäht, die Holzbeige wasserdicht abgedeckt und die Steinplatten gefegt. So erstrahlt der Garten wie ein frisch geölter Schildkrötenpanzer; ein blendender Glanz, der uns die Schildkröte im Panzer drinnen vergessen lässt. Doch heute nicht. Heute durchbreche ich die Fassade. Heute klettere ich zur Abwechslung hinter die Holzbeige.
Sie steht dort neben dem Komposthaufen schon seit Jahren. Still, bescheiden, das Wetter geduldig aushaltend, wohl behütet unter einer grünen Plastikplane. Der Weg auf die andere Seite ist nicht einfach. Rechts versperrt mir die Japanische Zierkirsche den Zugang, links ein Gebüsch. Ich mache also einen grossen Bogen und kämpfe mich von hinten an die unschöne Seite der Holzbeige heran.
Die Welt, in die ich eintauche, ist dunkel und voller Schatten. Eine niedrig wachsende Eibe ist für die düstere Atmosphäre verantwortlich. Es ist still hier, nichts bewegt sich. Die Holzscheite sind feucht und mit einer bunten Parade von Pilzen bewachsen. Die sind ganz begierig nach dem Material, mit dem ich eigentlich im Herbst meinen Kamin heizen möchte.
Aus dem Moder spriesst ein Efeu-Keimling. |
Und da, aus dem Zerfall hervor, spriesst ein Efeu-Keimling. Er trotzt dem ewigen Schatten dieser Nische und tastet sich langsam aber stetig der Sonne entgegen, obwohl ihre Strahlen noch nie auf seine Blätter gefallen sind und ihm gezeigt haben, dass er sie tatsächlich braucht. Und so offenbaren sich im Moder hinter der Holzbeige die ewigen Prozesse, die einen Garten am Leben halten: Zerfall, Recycling und Wiedergeburt.
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