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Sonntag, 20. Juni 2010

Chemische Verteidigung

An den alten gelblichen Blättern
der Chilis sind noch die Frassspuren
der Schnecken sichtbar. Dazwischen
spriessen die neuen, chemisch
aufgerüsteten Blätter.
Wer den ganzen Tag im Büro verbringt, wird weich. Das mussten meine Chilis vom Fensterbrett auf brutale Art und Weise erfahren, als ich sie vor einigen Wochen ins Frühbeet pflanzte. Damals waren ihre Blätter schön gross und saftig, was sich vor allem bei den Schnecken schnell herumgesprochen hat. Es ging nicht lange, bis die grüne Üppigkeit bis auf die Stängel zurück geschmolzen war. Der Anblick war keine Freude und ich dachte, das sei das Ende meiner Chilis.
Heute allerdings stehe ich voller Überraschung vor dem Frühbeet. Die Pflanzen haben neu ausgeschlagen. Kleine dunkelgrüne Blätter spriessen entlang der Ästchen. Etwas skeptisch schaue ich in die Runde. Da klebt eine Nacktschnecke an der Plastikwand. Hat sie den erneut frisch gedeckten Tisch bereits gerochen? Dieser jungfräuliche Anblick muss die gefrässigen Tiere doch nervös machen. Aber offenbar besteht dieses Mal kein Grund zur Sorge. Keines der frischen Blätter ist beschädigt.
Die Erklärung für dieses Paradox hat damit zu tun, dass Pflanzen keine Beine haben. Statt von ihren Fressfeinden davon zu laufen, wehren sie sich mit einer chemischen Abwehr gegen sie. Dazu produzieren in ihren Zellen Chemikalien, die für Tiere giftig oder zumindest ungeniessbar sind (siehe Brennnessel).
Ihre Produktion ist allerdings aufwändig und so werfen Pflanzen ihre Chemiefabrik nur an, wenn es unbedingt nötig ist, also wenn zum Beispiel eine Schnecke mit ihrer Raspelzunge auf Tuchfühlung geht. Genau das haben meine Chilis gemacht, als ich sie aus der sicheren Umgebung des Büros raus in eine Welt voller Feinde gepflanzt habe. In ihren neuen Blättern gibt es nunmehr eine Substanz, die den Schnecken offenbar nicht bekommt.
Der Kopfsalat ist ein Weichei
und lässt sich einfach auffressen.
Andere sind in der chemischen Verteidigung weniger geübt. Mein Salat ist wohl das Paradebeispiel. Der lässt sich anknabbern, anknabbern, anknabbern – bis er weg ist. Es ist ja auch klar, wieso er so freimütig in den Tod schreitet. Wir Menschen haben ihn mit der Züchtung dazu erzogen, dass er seinen Fressfeinden (das schliesst uns ein) stets ein Genuss ist. 
Abhilfe könnte da bald die chemische Verteidigung des Mooses bringen. Forscher haben kürzlich entdeckt, dass es so genannte Oxilipine produziert, sobald eine Schnecke ein Blatt anfrisst. Diese Stoffe verderben ihnen den Appetit. Die Forscher haben daraufhin die Oxilipine auf Salat gesprüht und konnten ihn so vor den hungrigen Schneckenmäulern schützen.

1 Kommentar:

  1. Oh danke! Das ist Wasser auf meinen (Gebets-)Mühlen! Ich möchte Dich einladen, meine Site schneckenplage.com zu besuchen, wo es um das Finden friedlicher Strategien gegen Schnecken geht...
    Werde Deine Site gleich verlinken!

    Herzlich,
    eliZZZa

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