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Die Schlupfwespe lauert Blattläusen auf. |
Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: Eine bösartige ausserirdische Lebensform legt eines ihrer Eier in unseren Körper und der daraus schlüpfende Embryo frisst uns bei lebendigem Leibe auf. Ja genau, der Film stammt aus dem Jahr 1979 und heisst «Alien». Natürlich ist alles nur erfunden; nichts als eine schlechte Astronauten-Seifenoper im Grunde, doch in meinem Gemüsebeet wird dieser Alptraum gerade Wirklichkeit.
Blattläuse, die sich auf meinem Fenchel niedergelassen haben, durchleben das Drehbuch aus Hollywood fast eins zu eins. Statt Ausserirdische sind es allerdings Schlupfwespen, die Jagd auf sie machen. Diese wenige Millimeter grossen Insekten besitzen einen Stachel, der nichts anderes als eine Injektionsspritze ist. Mit ihm stechen sie die Blattläuse an und legen blitzschnell ein Ei in sie hinein. Dabei gehen sie so geschickt zu Werke, dass der ganze Vorgang – einstechen, ablegen, rausziehen – nur eine halbe Sekunde dauert.
Aus dem Ei schlüpft eine Made, die sogleich damit beginnt, sich durch die Eingeweide ihres armen Opfers zu fressen. Während dieses Gelages stirbt die Blattlaus und vollzieht noch im Tod eine erstaunliche Transformation. Ihre Haut erstarrt zu einer Art Papier und beginnt goldbraun zu schimmern. Sie ist zur «Mumie» geworden, wie die Forscher diesen Zustand nennen, vermutlich darum, weil ihre äussere Form perfekt erhalten bleibt.
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Nachdem die Blattläuse von innen aufgefressen wurden,
sind sie mumifiziert. |
Ganz anders sieht es aber in ihrem Innern aus. Dort hat die Made inzwischen alles Fleisch verwertet, das sie finden konnte. Nun verpuppt sie sich und baut ihren Körper in wenigen Tagen zu einer neuen Schlupfwespe um. Wenn sie schlüpft, durchbricht sie die mumifizierte Haut der Blattlaus. Zurück bleibt eine leere Blattlaushülle mit Loch – ein Mahnmal für den Horror direkt vor der Haustür.
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