Brennnesseln besitzen eine Waffe gegen Säugetiere aber keine gegen Frassinsekten. Hier sind Rüsselkäfer am Werk. |
Die Brennnessel zum Beispiel produziert Ameisensäure, ein Gift, das sie auf die Zungen ihrer Fressfeinde versprüht, sobald diese Blätter oder Stängel berühren. Eine sehr wirkungsvolle Erfindung, denn auf abgegrasten Schafweiden sind Brennnesseln oft die einzigen Pflanzen, die noch stehen. Zu ihrem Leidwesen stecken nicht in allen Mäulern empfindliche Zungen. So gibt es beispielsweise ein paar Dutzend Schmetterlingsraupen, die sich von der Brennnessel ernähren; einige von ihnen sogar ausschliesslich nur von ihr. Was lässt sich da machen? Noch eine chemische Waffe zu unterhalten, wäre zu kostspielig für die Pflanze. Sie braucht ja auch noch Kraft zur Produktion der Samen.
Der Brennnessel-Rüssler schwächt mit seinen Fressgewohnheiten die Struktur der Blätter. |
Auf diese Bedrohung reagiert die Brennnessel auf bemerkenswerte Art und Weise. Sie wächst dem Rüsselkäfer einfach davon und zwar nach oben. Unentwegt bringt ihre Triebspitze frische Blätter hervor. Diese können sich ungestört der lebenswichtigen Photosynthese widmen. Denn aus irgendeinem Grund verschonen die Käfer die obersten zwei bis drei Blattpaare. Vielleicht ist die Behaarung bei den frischen Blättern noch so dicht, dass die Käfer Mühe haben, auf ihnen vorwärts zu kommen. Oder möglicherweise gibt es in ihnen einen Ekel erregenden Stoff, der in den älteren Blättern nicht mehr vorkommt. Die Moral von der Geschichte ist jedenfalls folgende: Nicht zurück blicken, sondern immer nach vorn!
Wie immer erfrischend, erheiternd und für einen Historiker (der in der Mittelschul-Biologie eher Zellmechanismen und menschlicher Biologie zugetan war) sehr lehrreich. Weiter so!
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