Eine hochschwangere Urmutter. Die schwarzen Pünktchen auf ihrem Hinterleib sind die Augen der ungeborenen Jungen. |
Das muss so sein, denn diese erste Generation besteht aus Urmüttern, so genannten Fundatrixen. Es sind alles Weibchen und perfekte Gebärmaschinen. Die erwachsenen Tiere bringen alle zwei Stunden ein Junges zur Welt. Das macht 12 Junge pro Tag pro Urmutter oder 84 pro Woche. Die Jungtiere sind ihrerseits bereits schwanger. Das waren sie im Grunde schon im Mutterleib. Und sobald sie ausgewachsen sind – etwa nach einer Woche – beginnen sie selbst damit, ohne Unterlass Kinder auf die Welt zu stellen, die nach einer weiteren Woche auch für Nachwuchs sorgen.
Alle zwei Stunden gebärt sie ein genetisch identisches Junges. |
Aber die Blattläuse können noch viel mehr als das. Bald schon wird es auf der Traubenkirsche sehr eng werden. Die kleinen Insekten müssen also irgendwie runter von diesem Strauch. Das schaffen sie ganz leicht, denn die Nachkommen der Urmutter besitzen Flügel. Die wuchsen ihnen, weil sie einige Gene eingeschaltet haben, die in der Urmutter noch inaktiv waren. Und so ausgerüstet ist es bis zu meinem Garten natürlich nicht mehr weit.
Da scheint ja eine richtige Invasion auf mich zuzukommen. Zwar werden sich die Getreide-Blattläuse vor allem auf den Gräsern meines Rasens niederlassen, doch es gibt noch etliche weitere Arten, die sich an Rosen, Salat, Bohnen und Haselnuss gütlich tun werden. Für fast jede Pflanze im Garten gibt es eine Blattlausart. Eine Katastrophe? Nein. Blattläuse stehen am unteren Ende der Nahrungskette. Das heisst, jedes andere Tier im Garten ernährt sich direkt oder indirekt von ihnen. Sie sind für das Ökosystem des Gartens, was das Plankton für die Meere ist. Ich kann mich also getrost zurücklehnen und zusehen, wie sich Marienkäfer, Florfliegenlarven und Schlupfwespen über die Klon-Armee hermachen.
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